Die Geschichte der Armbrust

Wilhelm Tell
Wenn man in historischen Zusammenhängen von der Armbrust hört, fällt einem zuerst Wilhelm Tell und die Schweiz ein. Wie es aber aussieht, hat die Waffe dort nicht ihren Ursprung. Der früheste Nachweis für den Gebrauch der Armbrust in der Schweiz findet sich auf dem Siegel des Luzerner Johann von Hildisrieden de Hochdorf aus dem Jahr 1235(!). Sie blieb im Wappen der seit 1836 selbständigen Luzerner Gemeinde erhalten.
Wesentlich frühere Überlieferungen reichen bis ins 3. vorchristliche Jahrhundert zurück. Entsprechende Berichte gibt es vom Griechen Gastrophetes. Auch auf römischen Steinreliefs finden sich entsprechende Darstellungen. Bis man im 19. Jahrhundert die von einem Mönch verfasste Geschichte der Gallier fand, wurde die Existenz der Armbrust in diesem Zeitraum bezweifelt. Er berichtet über den Einsatz von Armbrüsten während der Belagerung von Verdun im Jahre 985.
Der Ursprung der Waffe bleibt umstritten. Weitverbreitet ist die Meinung, die Herkunft der Waffe sei China. Es fehlt jedoch der Nachweis, daß es zwischen den chinesischen und europäischen Entwicklungen Zusammenhänge gibt. Das Prinzip beider Systeme ist sicher das gleiche, jedoch gibt es beispielsweise bei der Konstruktion des Schlosses grundlegende Unterschiede. Die Ausfuhr aus China war unter Androhung der Todesstrafe verboten. In den angrenzenden Regionen Nordamerika, Zentralasien, Australien und Indien blieb diese Waffenart bis in die historische Neuzeit unbekannt. Man kann also unterstellen, daß es sich jeweils um eigenständige Entwicklungen handelt. Wem nun allerdings der Ruhm der Erfindung gebührt, verliert sich im Dunkel der Geschichte.
Im frühen Mittelalter hieß die Armbrust in den verschiedenen Sprachbereichen arbalète, arcobalistra, balistra oder crossbow. Das deutsche Wort wird aus dem indogermanischen "ar" für Bogen und "rust" für Rüstung oder Schaft abgeleitet. Das Wort Armbrust hat also mit Arm und Brust überhaupt nichts zu tun.
Technisch kann man die Armbrust als Weiterentwicklung des Handbogens ansehen, da bei beiden Waffen das Geschoss durch die, auf die Sehne übertragene Schnellkraft eines elastischen Bogens fortgeschleudert wird. Dabei wird die eher geringe Zugkraft des Armes, durch die Zugkraft des Beines bzw. durch Spannhebel oder Winden ersetzt. Die Armbrust ist in Bezug auf ihre große Reichweite die eigentliche Vorgängerin der Feuerwaffen.
Heute ist die Armbrust ausschließlich als Sportgerät gebräuchlich. Die Spannkraft des Bogens ist deutlich niedriger, als bei den militärischen Vorläufern.
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